Über mehrere Kureinrichtungen und sogar eine konzessionierte Spielbank verfügt Bad Füssing, der südlichste Ort des niederbayerischen Bäderdreiecks, das es zusammen mit Bad Griesbach und Bad Birnbach bildet. Der Kurort, gelegen am Inn im Landkreis Passau, erreichte nach seiner Ernennung zum Bad im Jahre 1969 rasch zwei Millionen Übernachtungen pro Jahr, was auch auf seine Nähe zu großen Städten wie München (150 km) und Linz (100 km) zurückzuführen ist.
Text: Helmut Lindorfer
In der 13.500 Einwohner zählenden Stadt im Landkreis Bayreuth in Oberfranken nimmt der gleichnamige Fluss Pegnitz seinen Anfang, um sich westlich von Nürnberg in Fürth mit der Rednitz zur Regnitz zu vereinen. In der Stadt am östlichen Rand der Fränkischen Schweiz beginnt auch die 120 km lange Bayerische Eisenstraße, die über Sulzbach-Rosenberg und Amberg nach Regensburg führt. Pegnitz nämlich war wie die Nachbarstadt Auerbach Bergstadt, bis 1967 wurde in der Grube kleiner Johannes Erz abgebaut und per Bahn nach Linz zu den Hüttenwerken von Voestalpine transportiert. Erstmals in der Gründungsurkunde von Kloster Michelbach bei Auerbach als Begenz urkundlich erwähnt, erhielt es 1355 durch Kaiser Karl IV. Stadtrechte und gehörte bis 1402 zu Böhmen. Nach mehrere Jahrhunderte dauernder Herrschaft der Hohenzollern kam die Stadt schließlich 1810 zu Bayern. Im mittelalterlichen Ortskern mit dem alten Rathaus von 1450 findet jedes Jahr der fränkische Bratwurstgipfel statt, ein Wettbewerb um die beste Bratwurst, bei dem die zahlreichen Besucher auch ungewöhnliche Kreationen probieren dürfen. Ein weiterer Höhepunkt im kulinarischen Kalender ist das Starkbierfest. Von April bis Juli wird im wöchentlichen Wechsel in verschiedenen Gaststätten zu einer deftigen fränkischen Mahlzeit das Starkbier Flinderer ausgeschenkt.
Text: Helmut Lindorfer
Wie ein Schiff ragt die Heilandskirche am Nordufer der Havel in den Port von Sacrow. Sie ist Teil eines ausgeklügelten Systems von Sichtachsen, welche die Architekturen in den Parkanlagen von Glienicke, Babelsberg, auf der Pfaueninsel und im Neuem Garten miteinander verknüpfen. Bauherr des 1844 nach Entwürfen des Schinkel-Schülers Ludwig Persius errichteten Gotteshauses war der romantisch veranlagte König Friedrich Wilhelm IV.
Die Bauformen der Kirche zitieren die vom König hochgeschätzte Architektur frühchristlicher Sakralbauten, während der Turm an romanische Campanile Italiens erinnert. Der Arkadenumgang verleiht dem Bauwerk eine besondere Leichtigkeit.
Mit der Deutschen Teilung nach 1945 geriet das Ufer in eine zweifache Randlage. Die Situation wurde durch den Bau der Berliner Mauer 1961 noch verschärft: Die Heilandskirche war nun 28 Jahre lang nicht mehr zugänglich. Der Kirchturm wurde sogar für die Sperranlagen missbraucht.
Mit einem Gottesdienst in der vom Verfall gezeichneten Kirche konnte sie erstmals wieder zu Heiligabend 1989 in ihre ursprüngliche Funktion treten. Seitdem erfolgte eine umfassende Wiederherstellung dieses Kleinods der Architektur aus dem 19. Jahrhundert.
Text: Elmar Arnhold
Das Große Militärwaisenhaus befindet sich im Westen der Innenstadt und gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern aus der Zeit Friedrichs II. in Potsdam. Der Spätbarockbau besetzt innerhalb des regelmäßig strukturierten Stadtquartiers fast einen kompletten Baublock. Seine Hauptfassade mit markanter Kuppel befindet sich an der Lindenstraße.
Die Geschichte des Hauses geht auf eine Stiftung des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I. aus dem Jahr 1724 zurück. Damals entstanden Vorgängerbauten in Fachwerk für anfangs 600 Kinder. Für die steigende Zahl der Waisenkinder wurde einige Jahre nach dem Siebenjährigen Krieg 1771-1778 ein mehrteiliger Neubau errichtet. Die Entwürfe schuf Carl von Gontard, der wohl bedeutendste Architekt der späten Regierungszeit Friedrichs II. Kulminationspunkt der langgestreckten Gebäudeflügel ist der Mittelbau des Westflügels an der Lindenstraße. Er enthält ein beeindruckendes Barocktreppenhaus, dessen obere Lichtöffnung von einem tempelartigen Kuppelbau (Monopteros) bekrönt wird. Dieser war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und wurde 2004 rekonstruiert.
Teile des einstigen Waisenhauses dienen noch heute der Kinder- und Jugendarbeit. Sie wird von der Stiftung "Großes Waisenhaus zu Potsdam" getragen, deren Wurzel in der Stiftung aus dem Jahr 1724 liegt.
Text: Elmar Arnhold
Im Norden der Portsdamer Innenstadt sticht ein weiträumig angelegtes Areal aus der vorstädtischen Bebauung heraus. Dieses im Grundriss wie ein Stadion geformte Quartier ist mit zwei kreuzenden Alleen untergliedert und von Wiesen mit Obstbäumen geprägt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Kolonie Alexandrowka in zwölf Grundstücke unterteilt ist, auf denen jeweils ein hölzernes Wohnhaus steht.
Die Kolonie entstand in den Jahren 1826/27 für ehemalige russische Soldaten, die nach den Wirren der napoleonischen Kriege in Potsdam verblieben und sich in einem Chor zusammengefunden hatten. Sie wurde von König Friedrich Wilhelm III. gestiftet und erhielt ihren Namen von Zar Alexander I. (1825 verstorben), dem er freundschaftlich verbunden war,.
Die zwölf Häuser erhielten das Aussehen typisch russischer Holzbauweise und wurden den Russen samt Grundstück überlassen. In einem dreizehnten Haus an der mittigen Wegekreuzung wohnte ein Feldwebel – die Kolonie wurde vom preußischen Militär verwaltet. Unweit des Quartiers weihte man 1829 die Alexander-Newski-Gedächtniskirche für russisch-orthodoxe Gottesdienste.
Im Jahr 2008 verstarb der letzte Nachfahre einer der durchweg in der Kolonie beheimateten Familien. Alexandrowka gehört seit 1990 mit den Schlössern und Gärten von Potsdam zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Text: Elmar Arnhold
Der Pfingstberg gehört zu den höchsten Erhebungen in der Umgebung Potsdams und war als Standort für einen Aussichtspunkt geradezu prädestiniert. Erste Überlegungen zum Bau eines Aussichtsturms wurden in den 1790er Jahren schon von König Friedrich Wilhelm II. verfolgt.
Erst die ausgreifenden Ideen Friedrich Wilhelms IV. zur umfassenden Gestaltung der Potsdamer Garten- und Seenlandschaft ließ auch auf dem Pfingstberg ein monumentales Bauwerk entstehen: das Belvedere (Schöne Aussicht). Der „Romantiker auf dem Thron“ träumte von einem preußischen Arkadien und entfaltete eine äußerst lebhafte Bautätigkeit.
Ursprünglich wollte der König auf dem Pfingstberg eine gewaltige Schlossanlage in den Formen der italienischen Renaissance errichten. Vor dem Bauwerk sollten Terrassen mit großen Freitreppen angelegt werden.
Das Projekt konnte schließlich bis 1863 (zwei Jahre nach dem Tod des Königs) nur in reduzierter Form verwirklicht werden. Trotzdem schufen die Architekten Friedrich August Stüler und Ludwig Ferdinand Hesse einen Monumentalbau, der mit seinen Arkaden, Kolonnaden und den beiden markanten Aussichtstürmen auch Fernwirkung entfaltet. Das Gebäude ist um ein zentrales Wasserbecken angelegt, das Bassin dient gleichzeitig als Wasserreservoir für die Fontänen des Neuen Gartens.
Vor dem Belvedere befindet sich ein kleiner, tempelartiger Pavillon. Der Pomonatempel aus den Jahren um 1800 ist das Erstlingswerk des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel.
Text: Elmar Arnhold
Vom rückseitigen Vorhof von Schloss Sanssouci mit seinen halbkreisförmigen Kolonnaden schweift der Blick auf eine Anhöhe, den Ruinenberg. Er erinnert an eine italienische Landschaft mit Relikten antiker Bauten. Diese Ruinen sind jedoch künstlich und kaschieren ein großes, kreisrundes Wasserbassin. Es wurde 1748 auf Anweisung König Friedrichs II. als Wasserspeicher für die Fontänen im Park von Sanssouci angelegt. Gleichzeitig entstanden die Ruinen, die als Fragmente eines Säulen-Rundtempels, einer freistehenden Säulengruppe, eines Amphitheaters sowie einer Grabpyramide und eines mittelalterlichen Wehrturms gestaltet sind. Diese Baulichkeiten scheinen somit eine lange Zeitspanne zu verkörpern, es handelt sich um ein frühes Beispiel für die „Ruinenromantik“ in den späteren Landschaftsgärten.
Das Wasser sollte über Windmühlen in das hochgelegene Reservoir gepumpt werden. Dies gelang zu Lebzeiten Friedrichs II. jedoch äußerst selten. Ein dauerhafter Betrieb der Parkfontänen wurde erst 100 Jahre nach dem Bau des Bassins ermöglicht: Im Jahr 1842 konnte an der Neustadter Havelbucht das Pumpenhaus mit einer Dampfmaschine von Borsig in Betrieb genommen werden. In der gleichen Zeit wurde auch die Landschaft um den Ruinenberg von dem berühmten Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné neu gestaltet.
Text: Elmar Arnhold